2009
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Ole Aselmann: vom Wesen der Erbse I 2009 Pavillon Sindelfingen

Ole Aselmann
“vom Wesen der Erbse I”

Installation 2009
Info-Pavillon, Rathausplatz Sindelfingen
Das Projekt schreibt die 2001 begonnenen Episoden fort.

 

‘1 Site - 2 Places’, 5. Episode 2009

Man stelle sich vor: Im 21. Kapitel seiner Foto-Geschichten erzählt der „Passionierte Augenzeuge“ David Douglas Duncan zwischen „dem Sonnenboot der Cheops“ und den „glücklichen Berbern in ihrem Shangri-la“ (begleitet noch von spanischen Stierkampfbildern: Ordóñez und Dominguin gemeinsam in der Arena) seine Begegnung mit Sindelfingen:
Die Gespenster von Sindelfingen.

Der welterfahrene Life-Reporter, der die mächtigsten Herrscher und finstersten Kriege seiner Zeit mit der Kamera begleitete, beschränkte sich in Deutschland nicht auf eine Fotoreportage, sondern inszenierte in Sindelfingen begeistert (sein Freund Picasso war leidenschaftlicher Mercedesliebhaber) vor verträumter Altstadtidylle die ambivalente Verheißung der Neuen Zeit. Nein, nicht das Auto, den legendären 300 SL hat er abgelichtet in dem weltgrößten Pkw-Werk von Daimler-Benz, sondern mit dem Auto eine Aktion in dem kleinen historischen AckerBauernStädtchen inszeniert und ein wahrlich epochales Bild geschaffen: Ein feuriger roter Schweif peitscht durch die engen Gassen.

Bis heute hat dieses 1955 entstandene Bild nichts von seiner Spannkraft verloren. Als Daimler-Benz – „unser Daimler“, wie das Werk in Sindelfingen genannt wurde – vor einigen Jahren mit Chrysler in Detroit fusionierte, wurde dieses inszenierte Foto sozusagen Leitbild für das Projekt ‚1Site 2Places’, mit Inszenierungen zu dieser „Hochzeit im Himmel“ mit den Brautjungfern Mitsubishi aus Japan, Hyundai aus Südkorea. Im früheren Info-Pavillon aus den ‚goldenen Tagen’ der Stadt, diesem Kubus aus Stahl und Glas, wurde ein Projektraum eingerichtet.

Mit der 5. Episode ‚Vom Wesen der Erbse I’ übernimmt Ole Aselmann 2009 den Pavillon. Installiertes Theater, eine Einkehr in ‚Messias Wirtshaus’, das 2005 als eine erste Inszenierung in der Galerie der Stadt Sindelfingen im Rahmen von ‚FAMA FLUXUS  MYTHOS BEUYS’ stattfand. Aselmann ist zuallererst der sehnsuchtsgetriebene Wanderer – und in dieser Hinsicht David Douglas Duncan nicht unähnlich – der sich auf der Suche nach dem Ganzen/Gesamtkunstwerk von den Erlebnissen und Begegnungen des Draußen -, des Unterwegsseins nährt. ‚Vom Wesen der Erbse I’ stößt allerdings nicht unmittelbar von seinen Wanderungen ab, sondern gestaltet sich mehr als neuerliche Einkehr in ‚Messias Wirtshaus’, als ein Wiederbesuch dieses „ambivalenten, gekippten im Zeichen- und Symbolsystem mutierten, revolutionierten Krippenspiels“ (Aselmann), zusammen mit seinen Begleitern im Geiste, Christoph Schlingensief, Peter Sloterdijk, Elfriede Jelinek, u.a.

 

Arme Würstchen